Es rauschen die Birken im Garstedter Wind

Der Pfingstbaum vor dem Hauseingang, der Hofeinfahrt oder an derer, sichtbarer Stelle eines Grundstücks. Das frische Grün einer jungen Birke gehört auf auf vielen Dörfer in unserem Landkreis während des Pfingsfestes einfach dazu. Doch dieses alte Brauchtum ist auch Veränderungen unterworfen. In Garstedt werden die Bäume inzwischen „versteigert“. Das erledigt der örtliche Faslams-Club. Zum dritten Mal hieß es am vergangenen Sonnabend bei Baum-Auktionator Christian Vick, den jedermann im Dorf eigentlich nur als „Klausi“ kennt: „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – verkauft.“

Der Termin hat inzwischen einen festen Eintrag im Jahresaktivitäten-Kalender des Heidedorfes gefunden. „Was wir machen, gibt´s in unserer Samtgemeinde kein zweites Mal“, sagt „Klausi“ im Brusstton der Überzeugung dem WA. Und wer wollte dem gutmütigen Riesen „Klausi“ widersprechen, für den die Umschreibung „ein Kerl wie ein Baum“ absolut zutreffend wäre.

Die Versteigerung ist eingebettet in einen gemütlichen Nachmittag. Es gibt Kaffee und Kuchen, alles selbst gemacht und daher besonders lecker, es gibt Herzhaftes vom Grill und kühlende Getränke. Kurzum: ein Familientag, zu dem sich rund Besucher vor dem Schützenhaus eingefunfen hatten. Tags zuvor waren Mitglieder des Faslamsclubs bereits ausgeschwärmt und hatten die Pfingstbäume geschlagen. Darüber freuen sich die zuvor informierten Waldbesitzer immer, denn die Birke gilt als besonders schnell wachsender Baum und nimmt anderen Arten gerne Sonne und Wasser weg. Somit ist das Absägen der Birkenstämmchen auch noch ein kleiner Beitrag zur Hege und Pflege.

Rund 80 Birken haben die Faslamsbrüder dieses Mal zusammengetragen, von Groß bis Klein, für jeden Geschmack ist was dabei. Zwei Auktionstermine sind an diesem Sonnabendnachmittag anberaumt. Und dann geht´s auch schon los. „Klausi“ zieht alle Register seines Auktionator-Können. Mit flinker und witziger Zunge preist er die Birkenstämmchen an und kitzelt so den einen und anderen Euro aus den Geldbörsen heraus. Zwischen Auktionär und Gästen entwickelt sich ein lebhafter Dialog.
„Rumms“ rauscht der Hammer beim dritten Mal auf das Podest. „Verkauft!“ Der besondere Service: Jedes Bäumchen wird „frei Haus“geliefert. Nach dem Verkauf befestigt Markus Kruse ein Zettelchen mit dem Namen des Baumempfängers an das Bäumchen, das Stephan Worch zuvor vom Treckeranhänger reichte. Es geht immer um kleine Beträge, der Spaß steht im Vordergrund. Die Einnahmen kommen der Club-Kasse zugute. Zwischendurch nehmen „Klausi“ und seine Helfer einen ordentlichen Schluck Gerstenkaltschale, denn die Zunge muss weiterhin beweglich bleiben.

Nach der Auktion beginnt die eigentliche Arbeit: die Verteilung der Bäume, die zuvor von weiteren Mitgliedern des Faslamsclubs „zielrein“ sortiert wurden. Beim Verteilen wird laut laut gesungen. Übrigens: Die Garstedter Pfingstbäume sind so beliebt, dass sie auch in die Nachbardörfer geliefert werden. So geht an diesem Sonnabend ein Baum sogar nach Tangendorf.